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über das Mammographie Screening Programm

Brustkrebs in Deutschland

Der Brustkrebs („Mammakarzinom“) ist der häufigste bösartige Tumor der Frau: Nach Angaben des Robert-Koch-Institutes erkrankten im Jahr 2016 68.950 Frauen in Deutschland an einem Brustkrebs. Es ist gleichzeitig auch die häufigste Todesursache unter den weiblichen Tumoren mit 18.570 Todesfällen im Jahr 2016. Die Hochrechnungen lassen auf eine weitere Zunahme von Brustkrebsfällen in Deutschland schließen1.

In Anbetracht der Ernsthaftigkeit dieser „Volkskrankheit“ und einer unzureichenden flächendeckenden Früherkennung beschloss der Deutsche Bundestag am 27.6.2001 parteienübergreifend die Einführung eines Mammographie-Screening-Programms (MSP) nach europäischen Leitlinien in Deutschland2. Internationale Studien hatten gezeigt, dass die Brustkrebs-Sterblichkeit bei Frauen von 50 bis 69 Jahren durch ein organisiertes Mammographie-Screening-Programm deutlich gesenkt werden kann 3,4.

Was bedeutet Screening?

„Screening“ kommt aus dem Englischen und bedeutet Reihenuntersuchung. In der Vorsorge-Medizin nutzt man ein Screening, um eine häufige und gefährliche Erkrankung früh zu erkennen und um dadurch Therapie- und Heilungsmöglichkeiten zu verbessern. Die Reihenuntersuchung muss qualitativ hochwertig und kostenfrei sein. Die Teilnehmer eines Screenings sollen möglichst wenig durch die Untersuchung gestört werden. Die Abläufe der Früherkennungsmethode müssen einfach und einheitlich organisiert sein, um z.B. technisch oder personell bedingte Qualitätsunterschiede zu vermeiden. Im laufenden Verfahren muss sich ein Screening bewähren, in dem es ein vordefiniertes Ziel – wie z.B. Senkung der Sterblichkeit – erreicht 5.

Mammographie

Als Mammographie bezeichnet man die Röntgenuntersuchung der Brust. Sie gilt als die beste Früherkennungsmethode der Brustkrebserkrankung. Die Genauigkeit, Brustkrebs zu erkennen (Sensitivität) hat sich in den letzten Jahren durch die Einführung der digitalen Mammographie weiter verbessert und liegt bei ca. 85%. Gegenüber anderen Untersuchungstechniken hat sie den Vorteil, dass sie einfach und schnell durchführbar ist und nur wirklich bedeutsame Veränderungen der Brust abbildet. Dadurch mindert man das Risiko falsch positiver Befunde, d.h. vermeintliche aber letztendlich falsche Brustkrebsdiagnosen, die die untersuchten Frauen unnötig beunruhigen und teure Folgeuntersuchungen nach sich ziehen würden (hohe Spezifität der Mammographie, ca. 93%). Die Untersuchung erfolgt auf jeder Seite, in einer Projektion von oben nach unten und in einer Schrägaufnahme, und dauert insgesamt ca. 10 Minuten. Zur Optimierung der Bildqualität und Minderung der Strahlenbelastung wird die Brust zusammen gedrückt. Die Strahlendosis ist gering und beträgt zwischen 0,2 und 0,6 Millisievert. Der Druck des Drüsengewebes spielt bei der Entstehung von Brustkrebs keine Rolle6,7,8.

Das Mammographie-Screening-Programm (MSP)

Das deutsche Mammographie-Screening-Programm (MSP) erfüllt die Kriterien einer Reihenuntersuchung: Brustkrebs ist sicher eine häufige, gefährliche und für die Gemeinschaft belastende Krankheit. Die Zielgruppe des MSP sind Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren, da sie besonders häufig an Brustkrebs erkranken. Seit 2009 gibt es eine flächendeckende Versorgung aller teilnahmeberechtigten Frauen durch insgesamt 94 Screeningeinheiten.

Die Untersuchung ist hochgradig qualitätsgesichert, mit mindestens jährlichen Prüfungen des ärztlichen und technischen Personals sowie der apparativen Einrichtung durch das jeweilige übergeordnete Referenzzentrum9 und durch den Kostenträger der gesetzlichen Krankenkassen und der kassenärztlichen Bundesvereinigung (Kooperationsgemeinschaft Mammographie, Berlin10. Die Auswertung der Daten erfolgt in regelmäßigen Abständen und wird der Öffentlichkeit im Rahmen eines Evaluationsberichtes zur Verfügung gestellt11.

 

Ablauf der Untersuchung im Mammographie-Screening

Die klare Struktur des MSP folgt dem Auftrag, möglichst einfach und übersichtlich zu sein. Die Einladung zur Screening-Mammographie erfolgt an die berechtigte Teilnehmerin persönlich per Brief, in Norddeutschland durch die Zentrale Einladungsstelle in Bremen11. Nach unauffälliger Untersuchung erhält die Teilnehmerin eine Befundmitteilung innerhalb von 2 Wochen und wird automatisch nach 22 bis 26 Monaten wieder zur Untersuchung eingeladen. Es gilt bei der Befundung der Mammographiebilder das 4-Augen-Prinzip, d.h. 2 speziell trainierte Screening-Ärzte müssen unabhängig von einander und übereinstimmend die Mammographie als unauffällig bewertet haben, bevor der Fall von der Screeningeinheit freigegeben wird.
Nach nicht erfolgter Vorstellung wird die Einladung wiederholt. Auf Wunsch kann man sich aus der Einladungsliste in Bremen auch streichen lassen. Der Schutz Ihrer Daten ist zu jeder Zeit sichergestellt.
In ca. 3-5% aller Fälle wird die Teilnehmerin gebeten, sich wegen eines unklaren Befundes zu einer zusätzlichen Untersuchung in der Screeningeinheit – z.B. mittels Ultraschall oder Röntgenzusatzaufnahme – vorzustellen. Eventuell erfolgt eine Gewebeprobe (bei ca. 1% aller Teilnehmerinnen), um einen Brustkrebs sicher ausschließen zu können.
Die Daten, die man im MSP über Brustkrebs gewinnt, werden anonymisiert an das zuständige regionale epidemiologische Krebsregister weitergeleitet. Somit lassen sich Rückschlüsse auf die Häufigkeit, das Tumorstadium und den Verlauf der Brustkrebserkrankung regional und in Deutschland ziehen. Folglich können die Gesundheitsbehörden die Versorgungstrukturen zur Diagnostik und Therapie des Brustkrebses den aktuellen Bedürfnissen anpassen12.

 

Konferenzen und Kooperation mit zertifizierten Brustzentren und der ASV Gynäkologische Tumore

Ein weiteres Merkmal der Qualitätssicherung im MSP ist die Kooperation mit einem zertifizierten Brustzentrum und die interdisziplinären Fallbesprechungen mit dem Operateur, dem Radiologen und dem Pathologen. Es gilt die Vereinbarung, dass nach der Diagnose der Erkrankung die betroffene Frau zur Therapie des Mammakarzinoms in das ortsansässige zertifizierte Brustzentrum (im St. Bernward-Kh ist die Leiterin Frau Dr. Peschel13, im Helios-Klinikum Frau Jutta John14), um den hohen qualitativen Standard auch in der Behandlung fortzusetzen. Nach erfolgter Operation wird jeder Fall in der Screeningeinheit erneut besprochen, um einen Abgleich zwischen der Einschätzung der Erkrankung durch den Diagnostiker im Screening und dem endgültigen Befund durch den Pathologen zu erreichen. Seit Oktober 2018 gibt es in Hildesheim die Möglichkeit, dass sich Frauen mit Brustkrebs und der Indikation zu einer Chemotherapie in einem Netzwerk von Spezialisten aus Klinik und Niederlassung behandeln lassen: Dieses ist als „Ambulante Spezialfachärztliche Versorgung Gynäkologische Tumore (ASV)“ von den Krankenkassen in Niedersachsen anerkannt und bietet für Patientinnen und Behandler zahlreiche Vorteile. Teamleiter ist Dr. Christoph Uleer15.

 

Ergebnisse:

Das Risiko für Frauen im „Screening-Alter“ von 50-69 Jahren, an einem Brustkrebs zu versterben, hat sich in Deutschland seit der Einführung des Mammographie-Screenings um ca. ein Viertel reduziert, wie gerade die Arbeitsgruppe um A. Katalinic von der Universität Lübeck gerade zeigen konnte16.
In dem alle 2 Jahre erscheinenden Evaluationsbericht werden der Öffentlichkeit alle wichtigen Ergebnisse des Mammographie-Screening-Programms mitgeteilt und ist unter www.mammo-programm.de abrufbar. Besonders hervorzuheben ist, dass im Screening 77% aller Karzinome ohne Lymphknotenmetastasen entdeckt werden (gegenüber 57% in der Zeit vor Einführung des MSP). Gleiches gilt auch für die Größe der Karzinome mit heutzutage zu 77% unter 2 cm Durchmesser im Vergleich zu 49% in den Jahren 2003-200510. Durch das Mammographie-Screening ist eine schonendere Behandlung von frühen Karzinomen durch mehr brusterhaltende Operationen und weniger Brustamputationen möglich, wie gerade Stang A. und Kääb-Sanyal V. berichten17.

Seit 2006 versorgt unsere Screeningeinheit Niedersachsen Süd die Landkreise Hameln, Hildesheim, Holzminden, Northeim, Osterode und Göttingen.
Im Rahmen der letzten Zertifizierung unserer Screeningeinheit Niedersachsen Süd am 9.8.2018 durch das Referenzzentrum Nord und durch die Kooperationsgemeinschaft Mammographie/Berlin wurde uns wieder eine hohe Qualität in der Früherkennung von Brustkrebs bescheinigt. Die Karzinom-Entdeckungsrate liegt aktuell bei 0,64 % aller durchgeführten Untersuchungen und entspricht somit den Vorgaben der europäischen Leitlinie. In unserer Screening-Einheit ist die Teilnahmerate aktuell bei 54% und somit über dem Bundesdurchschnitt von 49%.

 

Informationen über das Mammographie-Screening…

…finden Sie unten im Inhaltsverzeichnis dieses Übersichtsartikels. Außerdem haben die teilnahmeberechtigten Frauen haben Anspruch auf ein Aufklärungsgespräch mit einem „Screening-Arzt“, für den Termine über die zentrale Einladungsstelle in Bremen vereinbart werden können11.

Für Rückfragen steht das Team unserer Screeningeinheit Hildesheim-Göttingen-Hameln gerne zu Ihrer Verfügung. Haben Sie Fragen? Rufen Sie uns ruhig an!
Tel.: (0551) 90 03 63 90. Oder schreiben Sie uns über E-Mail:
kontakt[at]mammascreening-goettingen.de

 

Quellenangabe und nützliche Informationen

(1) www.rki.de (Robert-Koch-Institut, Krebs in Deutschland 2015/2016)
(2) www.bundesanzeiger.de>Mammographie-Screening
(3) www.leitlininenprogramm-onkologie.de>S3-Leitlinie Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms
(4) www.ago-online.de>Kommission Mamma (Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie)
(5) www.wikipedia.org>Screening
(6) www.dkfz.de (Deutsches Krebsforschungszentrum)
(7) www.bmu.de (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit)
(8) Heywang-Köbrunner S., Schreer I.: Bildgebende Mammodiagnostik, Thieme-Verlag (2015)
(9) www.referenzzentrum-nord.de
(10) www.mammo-programm.de
(11) www.gesundheitsamt.bremen.de>mammographie
(12) www.krebsregister-niedersachsen.de
(13) www.bernward-khs.de>brustzentrum
(14) www.helios-gesundheit.de>brustzentrum
(15) www.frauenarzt-hildesheim.de
(16) www.aerzteblatt.de/nachrichten/107608

(17) Stang A. und Kääb-Sanyal V.: Weniger Mastektomien seit systematischer Früherkennung Dtsch Arztebl 2019; 116(48): A-2243

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